Doppelmoral im „Pride“ – Monat! Im Nahen Osten sieht man von deutschen Konzernen nichts!

Doppelmoral im „Pride“ – Monat! Im Nahen Osten sieht man von deutschen Konzernen nichts!

In westlichen Gesellschaften regiert seit einiger Zeit eine auffällige Doppelmoral. Dies zeigt sich gerade jetzt, im Juni, im sogenannten „Pride Monat“. Allerorten flattern in Städten, vor Behörden und Unternehmen, die kunterbunten Regenbogen-Fahnen, werden Stadien in leuchtenden Regenbogenfarben erhellt oder – wie beispielsweise im unterfränkischen Würzburg – gar Zebrastreifen auf den Straßen in den entsprechenden Farben koloriert. Die Regenbogenfarben symbolisieren Toleranz und „Vielfalt“. Doch ausgerechnet da, wo dies am nötigsten wäre, wehen die Regenbogenfahnen nicht. 

Im Juni wird in vielen Teilen der Welt der sogenannte „Pride Monat“ gefeiert. Es geht um die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Liebe und sexueller Vielfalt. Symbol dafür: Die  Regenbogenflagge. Auch deutsche Konzerne nutzen die Regenbogenfarben anlässlich des besonderen Monats in ihrer Werbung, interpretieren dafür sogar ihre Logos neu. Darunter neun Dax-Unternehmen: Adidas, Bayer, BMW, Delivery Hero (Lieferheld), DHL, Mercedes-Benz, Puma, Siemens und Volkswagen. Aber: Die deutschen Konzerne rollen ihre Regenbogenfahnen nur in westlichen Ländern aus. In großen Teilen der islamischen Welt – dort, wo Homosexualität gesellschaftlich weit weniger akzeptiert ist, teilweise verfolgt und sogar mit dem Tode bestraft wird – da zeigen sie: KEINE Flagge! Doch warum zeigen unsere Konzerne beispielsweise keine Flagge im Nahen Osten? Der drängende Verdacht: Sie hängen ihr Fähnlein in den Wind. Wo ihnen Gegenwind droht, lassen sie es mit der Regenbogenflagge lieber bleiben. Dabei wird nach Angaben des Lesben- und Schwulenverbands  Homosexualität in 69 Staaten der Welt noch immer strafrechtlich verfolgt, in elf Ländern droht Homosexuellen sogar die Todesstrafe. Es gäbe also noch genügend zu tun, um homosexuellen oder transsexuellen Menschen auf der Welt zu Schutz zu verhelfen und zur Freiheit, offen und ohne Angst vor Verfolgung zu zeigen, wen sie lieben und mit wem sie ihr Leben verbringen möchten. Die BILD-Zeitung hat daher bei den neun Konzernen nachgefragt: Warum verstecken Sie die Regenbogenflagge dort, wo sie am wichtigsten wäre?

Mercedes-Benz sagt: „Als global tätiges Unternehmen halten wir uns an die geltenden Gesetze und Vorschriften der jeweiligen Länder.“. Doch dabei ist auffällig: Der Automobilkonzern verzichtet auch im als konservativ geltenden Ungarn auf den Regenbogen. Doch in Ungarn ist das Logo der Homosexuellen-Bewegung gar nicht verboten – bei Regierungschef Viktor Órban aber verpönt.

BMW ließ Anfragen zunächst unbeantwortet. Die 74 Pressesprecher, die auf der Internetseite ausgewiesen sind, reagierten erst auf mehrmaliges Nachhaken und teilten schließlich mit: „Dies ist eine etablierte Praxis bei der BMW Group“, bei der „auch länderspezifische kulturelle Aspekte berücksichtigt werden“.

Delivery Hero gab dazu an: „Unsere lokalen Marken sind vollständig für die Kommunikation in ihrer Region verantwortlich.“

Auch Siemens gab an,  dass „die regionalen Kanäle lokal betrieben“ werden. 

Der Pharma-Konzern Bayer verwies auf „rechtliche Probleme“.

Volkswagen sprach von „kulturellen Kontexten“.

Und Adidas und DHL antworteten gleich gar nicht auf die BILD-Anfrage.

Der Sportartikelhersteller Puma gibt sich in Deutschland stolz, beim „Pride Month“ mitzumachen. Das Unternehmen brachte dazu sogar eine eigene „Pride“-Kollektion heraus. Doch nicht überall auf der Welt will der bayerische Konzern Flagge zeigen: In Malaysia und Singapur gibt es lediglich ein T-Shirt mit Regenbogenfarben. In der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien lässt sich nicht ein einziges „Pride“-Produkt finden. Tippt man im deutschen Puma-Internetshop das Wort „Pride“ ein, erscheinen hingegen gleich 19 Produkte. Der Konzern antwortete auf Anfrage: „Die Entscheidung der Geschäftsführung der jeweiligen Länder orientiert sich an den Präferenzen der lokalen Konsumenten.“ Der „Pride Month“ rechnet sich eben nicht überall auf der Welt.

Überall dort also, wo mit Widerstand gerechnet wird, rollen die neun Dax-Konzerne die Regenbogenflagge lieber gar nicht aus – obwohl es im „Pride Month“ doch um Stolz geht. Und um Mut.

Der Abgeordnete im Bayerischen Landtag Christian Klingen stellt fest:

All die „woken“ Vertreter von Unternehmen, aber auch von Politik und öffentlichem Leben – sie alle sind erstaunlich still, wenn es darum geht, Menschenrechte dort einzufordern, wo sie tatsächlich bedroht sind. Stattdessen schmückt man sich hierzulande plakativ mit entsprechenden Symbolen oder macht auf dem Spielfeld publikumswirksam einen Kniefall und präsentiert stolz die Regenbogen-Armbinde, während man im Hintergrund beispielsweise lukrative Werbeverträge mit Staats-Unternehmen aus Katar betreibt, einem Land, in dem Homosexualität – als Sodomie bezeichnet – unabhängig vom Geschlecht mit bis zu fünf Jahren Haft und mit üblen körperlichen Misshandlungen wie Peitschenhieben bestraft wird. Selbst deutsche Wirtschaftsminister machen plötzlich einen tiefen „Bückling“ wenn es darum geht, Gas aus Katar zu erwerben. Dass man damit auch gleichzeitig eine Regierung stützt, die Menschenrechte missachtet, wird dabei dann nonchalant ausgeblendet. All diesen prominenten Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Sport oder Kultur – ihnen fehlt ganz offensichtlich der Mut und der Wille, Probleme offen genau dort zu thematisieren, wo sie auch tatsächlich bestehen. Doch dann wird sich nichts ändern. Da hilft auch kein sich gegenseitiges beweihräuchern und schulterklopfen und die teils penetrante Zurschaustellung hierzulande. Sondern ein stringentes und selbstbewusstes Auftreten gegenüber denjenigen, die grundlegende Rechte auch heute noch verwehren. Und ggf. auch der Verzicht auf Handelsbeziehungen und öffentliche Auftritte – in anderen Fällen klappt das ja schließlich auch, wenn man nur will…! 

Doppelmoral im „Pride“ – Monat! Im Nahen Osten sieht man von deutschen Konzernen nichts!

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