Da hat mal wieder die volle Härte des Gesetzes zugeschlagen. Über diese Tat kann man aber auch schwerlich hinwegsehen. Ein dringender Toilettengang einer schwer behinderten Frau – und das ohne vollständig ausgefüllten Corona-Kontaktverfolgungszettel – wo kämen wir denn da hin!
Die 86-jährige Hamburger Rentnerin Rozalia Braune ist zu 100 Prozent schwerbehindert und kann nicht mehr als 30 Meter langsam am Stock gehen. Doch wenn die demente Rentnerin auf die Toilette muss, dann muss es schnell gehen. So ging es ihr vor wenigen Monaten im Backhaus Wedemann am Veritaskai. Rozalias Mann Werner erzählt: „Wir sind schnell aufs Klo, damit es nicht in die Hose geht. In der Eile habe ich den Zettel zur Kontaktverfolgung nicht komplett ausgefüllt.“. Eine Sünde, die umgehend bestraft wurde. Denn als das betagte Paar aus dem WC zurückkommt, ist ein Beamter vom Ordnungsamt im Laden und bemängelt den unvollständigen Zettel. Und nun trudelten zwei Bußgeldbescheide über je 178,50 Euro bei Braunes ein. Sehr viel Geld für die ehemalige Reinigungskraft und den Rohrschlosser. Werner Braune ist erschüttert: „Wir haben so viele Sorgen, ich pflege meine Frau rund um die Uhr – jetzt kommt auch noch Geldnot dazu.“. Und das, obwohl ihre Kontaktdaten im Lokal schon länger bekannt sind. Sven Harm von der Bäckerei hat einen Stapel mit richtig ausgefüllten Zetteln aus den letzten Monaten in der Hand: „Die beiden sind Stammgäste, kommen seit Jahren jede Woche öfter zum Mittagessen. Anschrift und Telefonnummer waren also mehrfach vorhanden.“. Doch das hat den zuständigen Amtsschimmel offenbar nicht interessiert. Denn entgegen der Stellungnahme der Behörde hat der Rentner umgehend auf diesen Umstand hingewiesen. Dies bestätigt auch der Inhaber der Bäckerei.
Quelle: BILD
Titelbild Quelle: Ministerstvo dopravy, pôšt a telekomunikácii SR, Public domain, via Wikimedia Commons
