ENERGIE – Kohle löst Windkraft als wichtigste Quelle für Stromerzeugung ab

Der Wind ist ein flatterhafter Geselle. Niemand kann vorhersagen, wann und wie stark er weht, niemand kann auf ihn Einfluss nehmen. Dennoch versucht man in Deutschland, den Strom für einen der wichtigsten Industrie-und Technologiestandorte und eine Bevölkerung von achtzig Millionen Menschen zunehmend in die Hände dieses unzuverlässigen „Luftikus“ zu legen. Und dieser ließ unser Land in diesem Jahr ganz schön im Stich…

In diesem Jahr löste die Kohle die Windkraft als Hauptlieferanten für die Stromerzeugung ab. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der deutschen Stromproduktion ist im ersten Halbjahr erkennbar gesunken. Dagegen wird wieder mehr Kohle verbrannt. Denn im ersten Halbjahr 2021 sorgte ein windarmes Frühjahr für eine Renaissance des fossilen Energieträgers. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der gesamten in Deutschland erzeugten Strommenge von 258,9 Milliarden Kilowattstunden stammte nach den Berechnungen des Statistischen Bundesamts in diesem Zeitraum aus konventionellen Quellen wie Kohle, Erdgas oder Kernenergie. Das ist ein Anstieg um über 20 Prozentpunkte innerhalb eines Jahres. Der Anteil erneuerbarer Energien wie Wind, Solarenergie und Biogas sank hingegen zum Vorjahreszeitraum um 11,7 Prozentpunkte auf 44 Prozent.

Die Witterungsverhältnisse dieses Jahres zeigen, wie unzuverlässig und unkalkulierbar erneuerbare Energien sind. Frühjahr und Sommer zeigten sich in der ersten Jahreshälfte recht regnerisch. Die Sonne wurde oft von grauen Wolken verdeckt, so dass die zahlreichen Solarpaneele nur eine eher geringe Leistung erbringen konnten. Auch der Wind schwächelte und ließ die allerorten gen Himmel ragenden Windräder nur langsam oder gar nicht drehen. Doch die Wirtschaft und das Leben der Bevölkerung drehen sich weiter und deren Energiebedarf ist vorhanden. So kam, was kommen musste: Die Ausfälle bei den erneuerbaren Energien mussten durch Energie aus konventionellen Quellen wie Kohle, Erdgas und Kernenergie aufgefangen und ersetzt werden. Doch was passiert, wenn wie geplant all die Kraftwerke aus konventioneller Stromerzeugung in den kommenden Jahren stillgelegt und abgeschaltet werden? Die seitens der Altparteien vorgesehene Erhöhung der Anzahl an Solarpaneelen und Windrädern dürfte da wohl kaum zu einer Lösung beitragen, wenn Sonnenlicht und Wind schlicht nicht verfügbar sind. Auch die Energieerzeugung durch Biogasanlagen ist letztlich in gewisser Weise witterungsabhängig. Denn die dort häufig verwerteten Pflanzen wachsen je nach Sonneneinstrahlung, Wärme und Regen oder Unwettern und Stürmen mal gut und mal schlecht – so wie die übrige Ernte aus landwirtschaftlicher Produktion – und damit ist deren Erntemenge und Qualität ebenfalls nicht zuverlässig kalkulierbar. Was wäre dann die Folge? Man müsste künftig noch stärker als bislang auf die Stromproduktion benachbarter Länder zurückgreifen und deren aus Kohle-, Gas- und Kernkraftwerken erzeugten Strom für teures Geld abkaufen. Doch es ist davon auszugehen, dass diese Länder nicht „uns zuliebe“ auf Dauer einen deutlichen Überschuss an Strom produzieren werden, um uns im Fall des Falles immer wenn benötigt spontan auszuhelfen. Vielmehr wird es in der Praxis darauf hinauslaufen, dass dann der in Deutschland vorhandene Strombedarf schlicht nicht mehr gedeckt werden kann. Bereits heute kommt es immer wieder vor, dass bei Stromknappheit die Stromlieferung an größere Betriebe gedrosselt wird und diese ihre Produktion zurückfahren müssen. In einem geringen Umfang mag das für die Betriebe verkraftbar sein – jedoch nicht in größerem Umfang oder gar für einen Zeitraum von Wochen. Und was werden Sie, liebe Verbraucher, machen, wenn im Laufe der kommenden Jahre auch die Stromversorgung für Privatkunden gedrosselt werden wird? Ein realistisches Szenario, das Ihnen die Altparteien insbesondere vor der bevorstehenden Bundestagswahl nur allzu gerne verschweigen!

Quelle: HANDELSBLATT

Titelbild Quelle: Wilhelmshaven: 2 x Kohleverstromung am Jadefahrwasser. Während das Uniper-Kraftwerk (links) von 1976 ende 2021 (gegen Entschädigung) stillgelegt werden soll ist das Engie-Kraftwerk erst 2015 in Betrieb gegangen und verfeuert importierte Steinkohle – JoachimKohler-HB, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Quelle: FOCUS


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