Dass die durch den Lockdown bedingten Schulschließungen für Kinder und Jugendliche negative psychische Folgen haben, hatten wir hier bereits thematisiert. Darüberhinaus wird der Lockdown der Schulen jedoch nach Aussage von Experten auch zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden führen – und zwar sowohl für die betroffenen Schüler als auch für die Gesamtwirtschaft in Deutschland. Die Wissenschaftler haben dazu anhand Erfahrungen der Auswirkungen von früheren Schulschließungen und der anschließenden Entwicklung der Lebensläufe der hiervon betroffenen Schüler verschiedene Berechnungen durchgeführt. Hierbei kommen sie zu dem Ergebnis der Folgen der Schulschließungen in Deutschland: Bereits eine Schulschließung von vier Monaten kostet die Kinder künftig einmal drei Prozent ihres späteren Einkommens. Auch wenn sich dies im ersten Moment für den ein oder anderen vielleicht nicht nach viel anhören sollte, geht es dabei tatsächlich um hohe Summen: Selbst Arbeiter ohne Berufsausbildung verdienen in Deutschland bis zur Rente rund 1,083 Millionen Euro. Ein Verlust von drei Prozent entspräche hier also rund 32.500 Euro. Bei Akademikern wären es sogar fast 70.000 Euro.Allerdings handelt es sich dabei um Durchschnittszahlen. In der Realität werden sich die Schulschließungen für einige Betroffene noch erheblich gravierender auswirken, nämlich Schüler aus sozial schwachen Familien. Viele dieser Kinder und Jugendlichen haben bereits im Regelfall schlechtere Chancen auf Bildung. Durch die wiederholten und anhaltenden Lockdowns werden sie nun jedoch überproportional zu Verlierern. Denn oft fällt es diesen Kindern schwerer, sich im Distanzunterricht selbst den erforderlichen Lernstoff im notwendigen Umfang zu erarbeiten. Nicht ausreichende Unterstützung seitens des Elternhauses tut dann ihr übriges, um diese Situation zu verschärfen. Infolgedessen werden diese Schüler zunehmend abgehängt und es kommt zu teils erheblichen Lücken im Unterrichtsstoff. Mehr als sonst werden daher Schüler gezwungen sein, Schuljahre zu wiederholen, um Wissenslücken nach Möglichkeit noch aufzuarbeiten. Und häufiger als sonst werden nach Erhebungen der Forscher Schüler, denen das Lernen schwerfällt, nach längeren Schulschließungen später Berufe ergreifen, in denen das Einkommen niedrig liegt und die besonders häufig von Jobverlusten bedroht sind.
Unabhängig vom persönlichen Schicksal der heutigen Schüler, so viel ist sicher, wird auch der volkswirtschaftliche Schaden für Deutschland riesig werden. Drei Prozent weniger Einkommen im Durchschnitt werden über den Lebenshorizont eines heute geborenen Kindes und den durch die Corona-Krise bedingten Lernrückstand von einem Drittel Schuljahr das deutsche Bruttoinlandsprodukt langfristig um 1,3 Prozent verringern – was bis zur Jahrhundertwende einer Summe von sage und schreibe 2,56 Billionen Euro entspräche!
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